Nachtrag: Calcinit ist nicht zu verwechseln mit Kalkstickstoff.
TAP
Im Prinzip, so zumindest verstehe ich die BEF-Problematik, geht es darum, dass insbesondere in der „heißen Phase“ (= stärkstes Wachsen = stärkster Ca-Bedarf) am „hot spot“ Fruchtende (von dort findet das Wachsen der Frucht statt) jederzeit genügend bewegliches Ca
sofort abrufbar (also nicht längerfristig gebunden) zur Verfügung steht.
Optimal ist Kompost a la Mechthild. Das ist eigentlich der natürlichste Weg ( mit allen Nährstoffen, Bodenbakterien … ) im Gegensatz zum
kommerziellen Gewächshausanbau, wo die Kokosfaserballen (früher sogar Steinwolle) eigentlich nur zur Fixierung der Wurzeln dienen.
Wenn die „heißen Phase“ vorüber ist (der Ca-Bedarf verringert sich), verschwindet BEF meist von selbst („indianischer Regenmacher-Effekt“). BEF ist keine Pilzkrankheit, sondern nur das Platzen von Zellen.
Zu der speziellen Frage nach der „Rezeptur“:
25 %-ige Essigessenz, warum?
= pure, verdünnte reine Essigsäure, preiswert und in DE leicht käuflich. In meiner „Rezeptangabe“ (plus Wasser) verdünne ich die 75 ml sogar noch etwas. Folglich geht natürlich auch jeder 5%-ige Haushaltsessig, nur benötigt man die 5-fache Menge, dadurch wird das Ganze teurer – dann doch lieber gleich Ca-Nitrat.
Die Zahlenangaben sind auch nur grobe Richtwerte, da sich die Kalke in der Zusammensetzung unterscheiden.
Wenn man mit gekalktem Regenwasser gießt, führt man quasi Ca-Nitrat ständig in kleinen Mengen zu. Die zusätzliche Ca-Düngung dient nur zur Unterstützung der Ca-Versorgung.
Anwenden der Ca-Zusatzdüngung : am besten mit beginnender Blüte
Und eine Bitte:
Das BEF-Thema ist komplex, und es genügt nicht, sich auf einzelne meiner Anmerkungen zu fokussieren. Das Gesamtpaket muss stimmen. Das versuche ich rüberzubringen. Die langatmigen, teils komplexen Erklärungen sind nur dazu gedacht, meine Bemerkungen zu begründen, ggfs. nachzuvollziehen.
Zur Saftstrom-Thematik:
Ich finde momentan die Quelle nicht, erinnere mich aber, dass der Saftstrom als zu 1/3 wurzelgetrieben, zu 2/3 transpirationsbetrieben bezeichnet wurde, d.h. der hauptsächliche Antrieb entsteht durch das Ausschwitzen des Wassers über die Blätter. Das ist besonders bei Anbau im Gwhaus bei geringer Belüftung kritisch, weil die hohe Luftfeuchtigkeit das Ausschwitzen hemmt. Kübelanbauer haben andere Probleme.
BEF: Baueimer und Gießen
Zu der Problematik Gesundheit schädlicher Zuschlagstoffe in Baueimern hatte ich mich bereits in dem anfangs zitierten thread geäußert.
- Kübelgröße :
Tomaten sind von Natur aus
Tiefwurzler, seine „kaiserliche Majestät“ Stekovic berichtet sogar bis 2 Meter. Als
Kübelanbauer vergewaltigt man da die Natur schon extrem.
Freilandanbauer haben es schon günstiger, müssen aber die Braunfäule stärker fürchten. Auf die Problematik von
Gewächshäusern hatte Anna bereits anfangs kurz hingewiesen.
Aus meiner Sicht ist die optimalste Tomaten-Anbauweise in einem
Unterstand mit freier Erde, Am besten südlich ausgerichtet, geschützt gegen Braunfäule-Eintrag, frei zugänglich für die Bestäubung durch Wind und Hummeln….
Je kleiner ein Pflanzgefäß, desto größer ist die BEF-Gefahr.
( Ist zu klein der Kübel, ist BEF das Übel.)
Regelungstechnisch bedeutet das:
kleine Systeme lassen sich allg. schwerer steuern, regeln.
Bei kleineren Gefäßen hat man schon mal schnell übergossen oder die Erde ist zu trocken. Bei größeren Gefäßen werden BEF-Stress-Situationen (unregelmäßige Wasserzufuhr, Hitze-Stress etc.), die die Ca-Zufuhr unterbrechen, besser „abgefedert“, Ab einer Gefäßgröße von 20 l halte ich diese Einschränkung bei indeterminierten Sorten für erträglich. Ca-Ionen können nur im wässrigen Milieu existieren. Daher wird
unregelmäßige Wasserzufuhr immer wieder zu recht als entscheidender Faktor bei der BEF-Entstehung genannt. Manche versierte Bastler haben ausgefuchste Bewässerungssysteme entwickelt, andere verwenden eine umgedrehte Plastikflasche. Ich bevorzuge es, alles möglichst einfach zu halten. Ich halte es aber für wichtig, dass sich die Pflanze das Wasser von
unten her holt und nicht nur die Oberfläche feucht ist. Lavagranulat (Franken Karl) oder ähnliche Zusätze wirken wasserspeichernd, regulierend.
- Kübel/Temperaturstress
Viele Hobbyfreunde, die wie ich wg. Braunfäule unter Dach in schwarzen Maurerkübeln anbauen, denken dabei nicht an die alte Weisheit, dass sich dunkle Flächen besonders gut aufheizen. Bei starker Sonneneinstrahlung wird im Gegensatz zum Freiland-Anbau nicht nur die Pflanze stark erwärmt, sondern auch verstärkt die Wurzelbereiche nahe der Kübelwandung, was zur teilweisen Schädigung des Wurzelballens führt. Das wirkt sich (insbes. bei kleineren Gefäßen) gravierend aus. Wenn im Sommer
hohe Luft-Temperatur herrscht, erfolgt auch ein schnelleres Wachsen der ges. Pflanze und der Früchte. Gerade dann benötigt die Pflanze auch eine stärkere Nährstoff-Zufuhr, wie z.B. Ca. Dazu ist ein
intakter Wurzelballen erforderlich. Zu starke Feuchtigkeit, verbunden mit faulenden Wurzeln ist genauso schädlich. Voraussetzung ist natürlich, dass genügend Ca-Vorrat vorhanden ist und aus diesem auch in den Stress-Situationen genügend freies Ca nachgeliefert wird.
Meine Empfehlung die Kübel abzuschattieren und regelmäßig gießen.
Ich habe mich für eine „Verbretterung“ der Kübel entschieden. Wenn man auch die Erdoberfläche abschattieren will, muss die Brett-Oberkante etwas höher als der Kübelrand sein, weil der Sonneneinfallwinkel im Sommer bei 60 grd liegt.
Was den
Schutz der Erd-Oberfläche gegen starke Erwärmung, Austrocknung betrifft, empfehlen manche Mulchen oder Abdecken mit Steinen. Vorteil der letzten Methode könnte ein Ausnutzen der Nachwärme am späteren Abend sein, nachteilig evtl. der Druck durch das Gewicht der Steine verfestigt die Erde. Ich bin da selbst noch am Probieren. Nicht schlecht war die Unterpflanzung mit Strauchbasilikum (Magic Blue oder Magic White), weil man für den Tomatensalat gleich das All inclusive-Paket mit Kräutern hat. Die Blüten sind ebenfalls genießbar, werden auch gern von Bienen besucht. Andere Unterpflanzungen werden auch empfohlen. Was sind eure Erfahrungen?